Der Spielbudenplatz in Hamburg von der Taubenstraße aus gesehen. Im Hintergrund sind von links nach rechts das Docks (D-Club), das Klubhaus St. Pauli, die Davidwache, die Davidstraße und die Reeperbahn zu erkennen.
Die Freiluft-Location erstreckt sich von der Davidwache an der Kreuzung Reeperbahn/Davidstraße im Westen bis zu den Tanzenden Türmen an der Kreuzung Reeperbahn/Beim Trichter im Osten. Sie umfasst eine Fläche von insgesamt 4830 Quadratmetern und ist die wohl beliebteste und meistbesuchte Kultur- und Veranstaltungsmeile auf der Reeperbahn.
Mitten im Herzen der sündigen Meile gelegen, dient das Areal schon seit mehreren Jahrhunderten als Veranstaltungsort für die unterschiedlichsten Open Air-Events wie Märkte, Festivals, Ausstellungen sowie Konzert-, Theater- und Kleinkunstaufführungen. Es hat sich bis heute fest als eine eigenständige Größe im Kulturbetrieb und im Nachtleben der Reeperbahn etabliert und ist schon lange nicht mehr aus dem Stadtbild von St. Pauli wegzudenken.
Die geschichtsträchtige, traditionsreiche Freiluft-Location kann heute stolz auf eine jahrhundertelange, wechselvolle Geschichte zurückblicken, in der sie schon alle Höhen und Tiefen des Stadtteils erlebt hat. Ihre Anfänge reichen bis in das 17. Jahrhundert zurück.
Im Jahre 1795 ließen sich hier vor dem Millerntor fahrende Gaukler, Straßenkünstler, Musiker, Schausteller, Jahrmärkte und Händler nieder, die in hölzernen Spielbuden, in Zelten und unter freiem Himmel mit Kleinkunst das Publikum unterhielten und ihre Waren anboten. Diese Holzbuden waren Namensgeber für den Spielbudenplatz. Dadurch etablierte sich hier ein erster unregelmäßiger gewerblichen Kultur- und Unterhaltungsbetrieb.
Ab dem Jahre 1840 wurden die Holzbuden durch feststehende Gebäude ersetzt. Entlang der südlichen Seite des Spielbudenplatzes wurden die ersten Häuser für einen regelmäßigen gewerblichen Kultur- und Unterhaltungsbetrieb errichtet.
Dazu gehörten u.a. das im Jahre 1940 eröffnete Elysium-Theater, der im Jahre 1941 eröffnete Circus Gymnasticus (das heutige Operettenhaus), das im Jahre 1841 eröffnete Urania-Theater (das heutige St. Pauli-Theater), das im Jahre 1879 eröffnete Panoptikum Hamburg und das im Jahre 1890 eröffnete Tivoli Concerthaus (das heutige Schmidts Tivoli).
Nach der Aufhebung der Torsperre im Jahre 1860 entdeckte die Hamburger Bourgeoisie St. Pauli als neues Ausgeh- und Vergnügungsviertel. Dadurch entwickelte sich auf der Reeperbahn ein pulsierendes Nachtleben.
Durch diesen Trend verschob sich der Schwerpunkt auf dem Spielbudenplatz von einem einfachen Unterhaltungsprogramm mit Puppenspielern, Marionettentheater und Kleinkunst zu einem anspruchsvolleren Kulturbetrieb mit Varieté-Theatern, Zirkussen, Showpalästen, Veranstaltungslokalen und Kinos für die Ansprüche von gehobeneren Gesellschaftsschichten.
Während des Zweiten Weltkriegs war der Spielbetrieb auf der Reeperbahn sehr stark eingeschränkt. Bei alliierten Luftangriffen wurden der Spielbudenplatz und insbesondere der östliche Teil seiner Randbebauung durch Brand- und Sprengbomben fast vollständig zerstört.
Unter der Freiluft-Location wurde in den Jahren von 1940 bis 1942 ein zweigeschossiger Tiefbunker mit einer Kapazität von bis zu 5.000 Menschen errichtet. Hier sollen in den Bombennächten bis zu 20.000 Menschen Schutz gesucht haben. In den Nachkriegsjahren wurde der Tiefbunker zu einer Tiefgarage mit insgesamt 430 Stellplätzen umgebaut.
Nach Kriegsende wurden die zerstörten Theater und Kinos nur teilweise wieder aufgebaut und der Kultur- und Unterhaltungsbetrieb, der vorher fast zum Erliegen gekommen war, wurde wieder aufgenommen. Der Spielbudenplatz blieb in der Nachkriegszeit über Jahrzehnte hinweg allerdings weitgehend ungenutzt.
Während des Wiederaufbaus veränderte das Stadtbild hier aber auch sein Gesicht. So wurde im Jahre 1958 an der Kreuzung Spielbudenplatz/Beim Trichter die Astra-Bowlingbahn mit dem China-Restaurant „Mandarin“ errichtet. Hier residierte in den Jahren von 1991 bis 2009 der „Mojo Club“. Der Gebäudekomplex wurde im Jahre 2009 abgerissen.
Außerdem klaffte nach Kriegsende zwischen der Straße „Beim Trichter“ und der Taubenstraße eine 6.187 Quadratmeter große Brachfläche. Auf dem Grundstück stand vorher das dreigeschossige Theater Eden, das am 25. Juli 1943 während der „Operation Gomorrha“ durch alliierte Luftangriffe vollständig zerstört wurde.
Im Jahre 1949 wurde an der Kreuzung Taubenstraße/Spielbudenplatz die berühmte Esso-Tankstelle errichtet, die im Jahre 2014 abgerissen wurde. Außerdem wurden auf dem Grundstück in den Jahren von 1958 bis 1961 die legendären Esso-Häuser errichtet, die im Jahre 2014 aufgrund von Baufälligkeit und Einsturzgefahr abgerissen wurden.
Heute wird die Kultur- und Veranstaltungsmeile von einigen der wichtigsten Kultureinrichtungen und markantesten Sehenswürdigkeiten auf der Reeperbahn gesäumt. Dazu gehören u.a. die Tanzenden Türme, der Mojo Club, das Panoptikum Hamburg,das Docks (D-Club), das Klubhas St. Pauli, das Schmidts Tivoli, das St. Pauli Theater, das Schmidt Theater und die Davidwache.
Aufgrund des angestaubten Images und der mangelnden Auslastung der Freiluft-Location wurde von der Stadt Hamburg im Jahre 2004 ein Architekturwettbewerb zur Neugestaltung des Spielbudenplatzes ausgeschrieben. Eine Modernisierung der Freiluft-Location sollte ihre Attraktivität und Aufenthaltsqualität erhöhen.
In diesem Wettbewerb setzten sich die Berliner und Hamburger Architekturbüros Lützow 7 und Spengler & Wiescholek mit ihrem Konzept gegen die Konkurrenz durch, das eine variablere Nutzung des Areals ermöglichte. Die Umgestaltung der Kultur- und Veranstaltungsmeile fand in der Zeit vom 8. Februar bis zum 2. Juni statt.
Während der Neugestaltung wurden an beiden Platzenden zwei einander gegenüber liegende, 10 Meter hohe fahrbare Freilichtbühnen mit LED-Beleuchtung ohne fest installierte Bestuhlung für die Durchführung von regelmäßigen Open Air-Veranstaltungen errichtet. Außerdem wurde das Areal komplett mit rotem Asphalt verkleidet und mit Bäumen bepflanzt. Die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 9,7 Millionen Euro. Am 8. September 2015 wurde die westliche Freiluftbühne durch ein Feuer vollständig zerstört.
Seit dem Jahre 2006 wird der Spielbudenplatz von einer aus Anliegern bestehenden Betreibergesellschaft bespielt. Nach seiner gestalterischen Aufwertung knüpfte er erfolgreich an seine jahrhundertealte Tradition als Veranstaltungsort für Freiluft-Events aller Art an.
Zu den regelmäßigen Open Air-Veranstaltungen, die hier seitdem jedes Jahr stattfinden, gehören u.a. das Sommerdeck, das Winterdeck, der Weihnachtsmarkt Santa Pauli, der St. Pauli Nachtmarkt, die Harley Days Hamburg, das Reeperbahn Festival, das Spielbudenfestival, der Viertel Meile Designmarkt, das Food Truck Festival und das St. Pauli Winzerfest.
Weitere Freiluft-Veranstaltungen sind der Blumen- und Gartenmarkt Garden Love St. Pauli, FischVerliebt – Das Seafood Festival, Fietsenbörse – Der Fahrradmarkt, das Vegane Straßenfest Hamburg, Anwohnerflohmärkte sowie Public Viewing-Events bei Fußball-Welt- und Europameisterschaften.
Aufgrund seiner zentralen Lage mitten im Herzen der Reeperbahn und seinem umfangreichen Kultur- und Unterhaltungsangebot hat sich der Spielbudenplatz in den letzten Jahren zu einem Hotspot im Nachtleben von St. Pauli entwickelt, der sich bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen einer hohen Beliebtheit erfreut.
Vor allem in den Sommermonaten entwickelt er sich nachts regelmäßig zu einem wahren Besuchermagneten. Dann lockt er tausende von Nachtschwärmern, Feierwütigen sowie Pisten- und Konzertgängern an, die hier in lauen Sommernächten bis in die frühen Morgenstunden unter freiem Himmel ausgelassen feiern und tanzen und die Open Air-Saison genießen.
Weiterführende Links:
Bilder, Fotos Sommerdeck Spielbudenplatz Hamburg
Bilder, Fotos Winterdeck Spielbudenplatz Hamburg
Bilder, Fotos Food Truck Festival Spielbudenplatz Hamburg
Bilder, Fotos St. Pauli Nachtmarkt Spielbudenplatz Hamburg
Bilder, Fotos St. Pauli Theater Hamburg
Bilder, Fotos Operettenhaus Hamburg
Bilder, Fotos Wachsfigurenkabinett Panoptikum Hamburg
Bilder, Fotos Tanzende Türme Hamburg Reeperbahn
Bilder, Fotos Docks D Club Hamburg
Bilder, Fotos Klubhaus St. Pauli Hamburg
Bilder, Fotos Schmidts Tivoli Schmidt Theater Hamburg
Adresse, Stadtplan Spielbudenplatz St. Pauli Hamburg
Events, Veranstaltungen Spielbudenplatz Hamburg
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