Das St. Pauli Theater in Hamburg vom Spielbudenplatz aus gesehen. Es steht am Spielbudenplatz 29 – 30 zwischen dem Schmidts Tivoli und der Davidwache im Stadtteil St. Pauli und gehört zusammen mit dem Imperial Theater und dem Schmidt Theater zu den bekanntesten und meistbesuchten Bühnen auf der Reeperbahn.

 

 

Das Schauspielhaus ist das älteste, heute noch existierende Privattheater in der Hansestadt. Es ist das einzige Gebäude, welches aus der Erstbebauung des Spielbudenplatzes erhalten ist, und steht heute unter Denkmalschutz.

 

Heute kann die Spielstätte stolz auf eine jahrzehntelange, wechselvolle Geschichte zurückblicken. Ihre Anfänge reichen bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück.

 

Das Varieté wurde am 30. Mai 1841 unter dem Namen „Urania-Theater“ gegründet. Der erste Direktor des Hauses war Carl Schütze, der frühere Leiter des Altonaer Stadttheaters.

 

Es wurde von der Bevölkerung schnell begeistert angenommen. Mit 1300 Sitzplätzen war es damals das zweitgrößte Theaterhaus in der Elbmetropole. In den Anfangstagen wurden hier ausschliesslich prunkvoll inszenierte und teure Schauspiele, Opern und Lustspiele aufgeführt.

 

Im Jahre 1843 übernahm der als „Theatergraf“ bekannt gewordene Carl Friedrich Graf von Hahn-Neuhaus (1782 – 1857) die Leitung des Hauses.

 

Bedingt durch finanzielle Schwierigkeiten, wurde die Spielstätte für ihren weiteren Erhalt von ihren Eigentümern im Jahre 1844 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Am 23. Mai 1844 wurde sie in „Actien-Theater“ umbenannt. Im Jahre 1848 übernahm Theodor Damm die Direktion des Hauses.

 

Im Jahre 1863 wurde das Schauspielhaus vom dem deutschen Schauspieler Carl J.B. Wagner ersteigert, der es bis zum Jahre 1884 unter dem Namen „Varieté-Theater“ weiter führte.

 

In dieser Zeit wurden hier die ersten Hamburger Volksstücke, Lokalpossen und Schwänke in plattdeutscher Sprache gespielt, die sich beim Publikum großer Beliebtheit erfreuten.

 

 

Diese Vorstellungen wurden schon sehr bald zu Kassenschlagern und brachten das Varieté aus den roten Zahlen. Sie legten den Grundstein für den späteren Erfolge des Hauses als Bühne für volkstümliches niederdeutsches Mundarttheater.

 

Im jahre 1884 wechselte die Spielstätte erneut den Besitzer und wurde vom deutschen jüdischen Schauspieler Ernst Drucker (1856 – 1918) für 230.000 Goldmark gekauft, der es bis zum Jahre 1895 verpachtete. Im Jahre 1884 wurde Dr. Hermann Heinrich Theodor Horn neuer Direktor der Spielstätte. Im Jahre 1884 wurde er von von seinem Nachfolger Adolf Löwengard abgelöst.

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Im Jahre 1895 übernahm Ernst Drucker selber die Direktion des Varietés und benannte es in „Ernst-Drucker-Theater“ um. Er setzte die Tradition des Hauses als plattdeutsche Bühne erfolgreich fort und leitete es bis zu seinem Tode im Jahre 1918.

 

Um die Jahrhundertwende avancierte das Schauspielhaus mit der regelmässigen Aufführung von plattdeutschen Dialektstücken wie „Familie Eggers oder eine Hamburger Fischfrau“(„Tetje mit de Utsichten“) und „Die Zitronenjette“ zu einer der besten und meistbesuchten Adressen für niederdeutsches Volkstheater in Deutschland.

 

Für weitere Abwechslung auf dem Spielplan sorgten hier zu dieser Zeit reißerische, triviale Sittenstücke wie „Nur für Erwachsene !“, „Die nackte Venus“, „Madame Joniaux oder die Giftmischerin” oder „Lolottens Strumpfband“ und anspruchsvolle, zeitgenössische Stücke wie „Die Frau vom Meer“ und „Heddar Babler“ des norwegischen Schriftstellers und Dramatikers Henrik Johan Ibsen (1828 – 1906) und „Revisor“ des russischen Schriftstellers Nikolai Wassiljewitsch Gogol (1809 – 1852).

 

In den Jahren von 1918 bis 1921 wurde das Haus von seiner Frau Else Drucker weiter betrieben.

 

Im Jahre 1921 wechselte die Spielstätte erneut den Besitzer und wurde vom deutschen Schauspieler Sigfried Simon (1874 – 1924) erworben, der bislang Direktor des Flora-Theaters am Schulterblatt war.

 

Nach seinem Tode im Jahre 1924 wurde das Varieté von seiner Frau Anna Simon (1892 – 1964) weiter geleitet.

 

Zu seinem 100-jährigen Jubiläum wurde das Schauspielhaus im Jahre 1941 von den Nationalsozialisten aufgrund der jüdischen Herkunft von Ernst Drucker in St. Pauli Theater umbenannt.

 

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Haus am 29. August 1946 als erstes Theater in der Hansestadt wiedereröffnet.

 

Nach 1945 erlebte die Spielstätte eine Renaissance als Bühne für plattdeutsches volkstümliches Theater.

 

Noch bis in die 1980er Jahre wurden hier regelmässig Hamburger Volksstücke, Lokalpossen und Schwänke in niederdeutscher Sprache inszeniert.

 

Nach dem Tod von Anna Simon im Jahre 1964 übernahmen ihre Kinder Kurt Simon und Edith Simon die Direktion der Spielstätte.

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Am 1. Januar 1970 wurde der deutsche Konzertveranstalter und damalige Leiter des Operettenhauses Kurt Collien (1907 – 2002) neuer Direktor des Varietés.

 

In diesem Jahrzehnt sorgten hier plattdeutsche volkstümliche Schauspielstücke wie „Der Junge von St. Pauli“, „Perle Anna“ , „Die Zitronenjette“, „Tante Jutta aus Kalkutta” oder „Meister Annecker“ auch weiterhin für Standing Ovations im Publikum. Viele altgediente deutsche Stars wie Freddy Quinn, Henry Vahl (1897 – 1977), Willy Millowitsch (1909 – 1999) oder Heidi Kabel (1910 – 2010) feierten hier auf der Bühne ein Comeback.

 

Im Jahre 1981 wurde das Haus von Michael Collien, dem Sohn von Kurt Collien, übernommen.

 

Unter seiner Leitung erfolgte eine künstlerische Neuausrichtung des Spielplans weg vom plattdeutschen Mundarttheater und hin zu anderen Unterhaltungsformen wie Boulevardkomödien, englischsprachigen Musicals, Comedy und Kabarett, um künftig auch ein breiteres und jüngeres Publikum anzusprechen.

 

Das neu gestaltete Programm umfasste u.a. Gastspiele von renommierten deutschen Schauspielern wie Elke Sommer, Gunther Philipp (1918 – 2003) und Willy Millowitsch (1909 – 1999) und englischsprachige Musicalproduktionen wie „Scarlatti’s Birthday Party“ und „Little Shop of Horrors“.

 

Im Jahre 2001 wurde Thomas Collien, der Sohn von Michael Collien, neuer Direktor des Varietés.

 

Dieser setzte das von Michael Collien initiierte neue Unterhaltungskonzept erfolgreich fort und nahm weitere internationale Tanz- und Musikshows wie „Le Quatuor“, „Gumboots“ und „Lady Salsa“ in den Spielplan auf.

 

In Anlehnung an seinen alten Namen, den es in den Jahren von 1895 bis 1941 trug, wurde das Haus zu seinem 170-jährigen Geburtstag im Jahre 2011 offiziell in „St. Pauli Theater – ehemals Ernst Drucker Theater“ umbenannt.

 

Im Jahre 2003 wechselte der deutsche Regisseur und Autor Ulrich Waller zum St. Pauli Theater. Er hatte zusammen mit dem deutschen Schauspieler und Musiker Ulrich Tukur seit dem Jahre 1995 die Hamburger Kammerspiele geleitet.

 

In Zusammenarbeit mit Thomas Collien und mit deutschen Stars wie Eva Mattes, Matthias Deutschmann, Georg Schramm, Christian Redl, Mathias Richling, Ulrich Tukur, Peter Franke und Horst Schroth entstanden hier in den nächsten Jahren eine Vielzahl von eigenen Inszenierungen aus den Bereichen Kabarett und Comedy.

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Dazu gehörten u.a. „Die Dreigroschenoper“, „Wer hat Angst vor Virginia Woolf ?“, „Der Gott des Gemetzels“, „Happy End“, „Endstation Sehnsucht“, „König der Liederabende“, „Totaler Filmriß“ („Die Affaire Rue de Lourcine“), „Cabaret“, „Hinterm Horizont“, „Die Wahrheit“, „Das Sparschwein“, „Männergespräche“, „Siegertypen“ („National Anthems“), „Anatevka“, „Auf der Reeperbahn…“, „Der Lord von Barmbeck“, „Wartesaal Deutschland“, „Arsen und Spitzenhäubchen“, „Eines langen Tages Reise in die Nacht“, „Sonny Boys“ und „Ihre Version des Spiels“.

 

Update vom 10.07.2018

 

Herzlichen Glückwunsch, altes Haus! Am Sonntag, den 30. Mai 2016 feierte das altehrwürdige St. Pauli Theater seinen 175. Geburtstag. Und das musste natürlich gebührend begossen werden. Die beiden Theaterleiter Thomas Collien und Ulrich Waller, die die traditionsreiche Hamburger Bühne schon seit dem Jahre 2003 leiten, nahmen dieses historische Datum zum Anlass und begingen den Geburtstag am Montag, den 31. Mai 2016 mit einer großen, rauschenden Jubiläumsgala mit insgesamt 1600 geladenen Gästen und mit einer anschließenden Party.

 

Da die altehrwürdige Hamburger Bühne zu diesem Zeitpunkt aufgrund von umfangreichen Sanierungsarbeiten für die Öffentlichkeit vorübergehend geschlossen war, wurde die Jubiläumsgala in der Laiszhalle (Musikhalle) gefeiert. Das Theater wurde nach Abschluss der Renovierungsarbeiten am Montag, den 5. September 2016 wieder eröffnet. Die anschließende Party fand im St. Pauli Theater statt.

 

Prominente aus Politik und Kultur wie der damalige Hamburger Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und der Panikrocker Udo Lindenberg sendeten ihre Glückwünsche per Videobotschaft. Während der Jubiläumsgala standen viele regional und überregional bekannte Musiker und Künstler auf der Bühne und sorgten an diesem Abend mit einem abwechslungsreichen Musik- und Untehaltungsprogramm für gute Stimmung und einen angemessenen musikalischen Rahmen. Dazu gehörten u.a. die israelische Sängerin Esther Ofarim, der US-amerikanische Schlagersänger und Schauspieler Bill Ramsey, der deutsche Musiker Stefan Gwildis, der deutsche Sänger und Schauspieler Gustav Peter Wöhler, der deutsche Kabarettist Mathias Richling und der deutsche Musiker und Schauspieler Ulrich Tukur und seine Band Rhythmus Boys.

 

Weiterführende Links:

 

Adresse, Stadtplan St. Pauli Theater Hamburg

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