Die Elbphlhiarmonie – Hamburgs neues Wahrzeichen
Die Elbphilharmonie in Hamburg vom Musical-Boulevard in Steinwerder aus gesehen. Im Hintergrund ist der Sandtorhafen in der Hafencity zu erkennen. Das Kulturdenkmal steht am Platz der Deutschen Einheit 4 auf dem Großen Grasbrook in der Hafencity.
Das modernistische Konzerthaus wurde am Mittwoch, den 11. Januar 2017 feierlich eröffnet – und ist seitdem DAS neue Wahrzeichen von Hamburg schlechthin. Es gehört wie die St. Michaelis Kirche, die Reeperbahn, die St. Pauli Landungsbrücken und die Speicherstadt zu den beliebtesten und meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in der Hansestadt und beherrscht mit seiner hoch aufragenden, weithin sichtbaren und wellenförmigen Außenfassade aus Stahl und Glas die maritime Skyline von Hamburg wie kein anderes Bauwerk in der näheren Umgebung.
Kostenexplosionen und Bauverzögerungen
Die „Elphi“ kann heute stolz auf eine wechselvolle Baugeschichte zurückblicken, in der sie schon viele Höhen und Tiefen erlebt hat. Kaum ein anderes Bauprojekt in Hamburg und in ganz Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten so sehr polaritisiert und war so stark umstritten wie das avantgardistische Konzerthaus.
Das skandalträchtige Kulturdenkmal hat ohne Zweifel gleich in mehrfacher Hinsicht neue Maßstäbe gesetzt – und zwar vor allem in Sachen Protz, Prunk, Extravaganz und Kostenexplosionen. Die Elbphilharmonie hat aufgrund von Planungschaos, Kompetenzgerangel, Mehrkosten und Bauverzögerungen über Jahre hinweg in den Medien für negative Schlagzeilen und in der Öffentlichkeit für ein schlechtes Image gesorgt. Deshalb wird sie bis heute in einem Atemzug mit anderen deutschen Bauskandalen wie dem Berliner Flughafen oder Stuttgart 21 genannt.
In einer im Jahre 2005 durchgeführten Machbarkeitsstudie wurden die voraussichtlichen Baukosten für das Gebäude noch auf insgesamt 186 Millionen Euro geschätzt – mit einem Anteil der öffentlichen Hand von 77 Millionen Euro.
Der Bau wurde im Jahre 2007 unter dem damaligen Bürgermeister Ole von Beust von der Hamburger Bürgerschaft beschlossen. An der Durchführung des Bauprojektes waren drei Parteien beteiligt: Bauherr war die Freie und Hansestadt Hamburg, ausführender Baudienstleister war das deutsche Bauunternehmen Hochtief, die Entwürfe stammen vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron. Der erste Spatenstich erfolgte im Jahre 2007. Die Fertigstellung war ursprünglich für das Jahr 2010 geplant.
Von Anfang an stand das Bauprojekt wegen eines endlosen Planungschaos, mehrfacher Bauverzögerungen, zahlreicher Planungsänderungen, erheblicher Kostensteigerungen, einer fehlenden Transparenz der Verhandlungen zwischen den beteiligten Vertragsparteien und einer wiederholten Verschiebung des Fertigstellungstermins immer wieder im Mittelpunkt einer massiven öffentlichen Kritik. Die unverhältnismäßig hohen Kostensteigerungen führten am 5. Mai 2010 sogar zur Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses.
Höhepunkt des Bauskandals war ein eineinhalbjähriger Baustillstand im Jahre 2011, der beinahe das vorzeitige Ende des Bauprojektes herbeigeführt hätte. Erst nach der Wahl des neuen Hamburger Bürgermeisters Olaf Scholz im Jahre 2011 wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen.
Schließlich wurde die Elbphilharmonie dann doch noch im November 2016 fertiggestellt und am Mittwoch, den 11. Januar 2017 feierlich eröffnet – mit einer fast siebenjährigen Bauverzögerung und einer über elffachen Kostensteigerung der öffentlichen Baukosten gegenüber der Ausgangsplanung. Diese betrugen schlußendlich offiziell insgesamt 866 Millionen Euro – und inoffiziell wahrscheinlich über eine Millarde Euro.
Das Konzerthaus der Superlative wurde von seinen Gegnern als ein Milliardengrab und als ein protziger, überteuerter und unnötiger Kulturtempel kritisiert. Demgegenüber wurde der erhebliche Mehraufwand beim Bau von seinen Befürwortern mit dem Hinweis darauf gerechtfertigt, dass der Bau der Oper in Sydney in Australien auch teurer wurde und länger dauerte, als ursprünglich geplant.
Die „Elphie“ – eine Hambrger Erfolgsgeschichte
Aber sofort nach ihrer Eröffnung entwickelte sich die „Elphi“ zu einer beispiellosen Erfolgsgeschichte, die bis heute ihresgleichen sucht. Die unzähligen Bauskandale waren in der Öffentlichkeit schnell vergessen und das neue Wahrzeichen von Hamburg wurde von Einheimischen und Touristen gleichermaßen sofort ins Herz geschlossen. Bis heute erfreut sie sich bei Besuchern einer sehr hohen Popularität und erlebt einen ungebrochen hohen Besucherandrang.
Und die hohen Besucher- und Umsatzzahlen geben den Planern der „Elphi“ Recht: sie ist eine Investition mit einer hohen Werbewirkung, die sich für die Hansestadt langfristig auszahlen wird.
Schon im ersten Jahr nach der Eröffnung überzeugte das Kulturdenkmal mit einer hohen Auslastung: in diesem Zeitraum wurden die 600 Konzerte von 850.000 Menschen und die Plaza von 4,5 Millionen Menschen besucht. 60.000 Menschen nahmen am internen Musikvermittlungsprogramm und 70.000 Menschen an Konzerthausführungen teil. Anfang Juni 2019 feierte die „Elphi“ bereits ihren zehnmillionsten Besucher.
Im Geschäftsjahr 2022/2023 erwirtschaftete die Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft mbH, die für die Vermarktung der Elbphilharmonie und der Laeiszhalle als Konzert- und Veranstaltungsräume verantwortlich ist, einen Umsatz von 33,5 Millionen Euro. Das entspricht einem Umsatzplus von 21 Millionen Euro im Vergleich zum Umsatz des vorherhigen Geschäftsjahres, der sich auf 12,5 Millionen Euro belief.
Kaispeicher A und gläserner Aufbau
Das Konzerthaus der Extraklasse setzt sich aus zwei verschiedene Teilen zusammen: dem im Jahre 1963 errichteten historischen Kaispeicher A, der auf insgesamt 1732 Pfählen steht, und dem darauf ruhenden Aufbau, der mit einer futuristischen gläsernen Außenfassade mit wellenförmigem Dach verkleidet ist. Das markant geschwungene Dach soll eine für Hamburg typische maritime Silhoutte darstellen und an Segel, Wellen, Eisberge oder einen Quarzkristall erinnern.
Die avantgardistische Außenfassade besteht aus insgesamt 1100 einzelnen Glaselementen, die wiederum jeweils aus vier Glasscheiben bestehen. 595 dieser Glaselemente wurden einzeln angefertigt und sind individuell gekrümmt. Die Kosten für ein einziges Glasfenster belaufen sich auf 72.000 Euro.
Der frühere Kaispeicher A steht auf dem ehemaligen Kaiserhöft, dem westlichen Ende des Kaiserkais.
Der erste Kaispeicher A (Kaiserspeicher) wurde an dieser Stelle im Jahre 1875 nach den Plänen des damaligen Wasserbaudirektors in Hamburg Johannes Dalmann (1823 – 1875) aus Ziegelsteinen gebaut. Das historische Bauwerk wurde im Zweiten Weltkrieg durch alliierte Luftangriffe schwer beschädigt. Im Jahre 1963 wurde die Bauruine gesprengt.
Der zweite Kaispeicher A wurde an demselben Standort in den Jahren von 1963 bis 1966 nach den Entwürfen des Hamburger Architekten Max Georg Werner Kallmorgen (1902 – 1979) aus Backsteinen errichtet.
Das trapezförmige Lagerhaus ruht auf insgesamt 1111 Betonpfählen mit einem Durchmesser von jeweils 50 Zentimetern und einer Tragekapazität von jeweils 160 Tonnen. Das frühere Kontorhaus hat eine Länge von 108 bzw. 85 Metern und eine Höhe von 30 Metern. Es wurde für die Lagerung von Kakao, Kaffee und Tee aus Übersee genutzt.
Der ehemalige Kaispeicher A wurde zunächst vollständig entkernt und blieb nur noch in seinen Grundmauern erhalten. Außerdem wurde der Boden unter dem Bauwerk durch weitere 650 Betonpfeiler verstärkt. Dadurch sollte dessen Tragfähigkeit erhöht werden, um dem Gesamtgewicht des Konzerthauses von 200.000 Tonnen standhalten zu können.
Das frühere Lagerhaus hat eine Bruttogeschossfläche von 58.000 Quadratmetern. Der Aufbau erstreckt sich über eine Bruttogeschossfläche von 62.000 Quadratmetern. Das gesamte Konzerthaus hat eine Bruttogeschossfläche von insgesamt 125.000 Quadratmetern und umfasst einen Bruttorauminhalt von insgesamt 485.000 Kubikmetern.
Konzertsäle, Hotel, Eigentumswohnungen
Die Elbphilharmonie hat insgesamt 29 Personenaufzüge, 26 Stockwerke und eine Höhe von insgesamt 110 Metern. In dem Gebäude sind mehrere Konzertsäle, ein Hotel, verschiedene Gastronomiebetriebe und 45 Wohnungen untergebracht. Die Konzertsäle umfassen den großen Saal mit eine Kapazität von 2100 Personen, den kleinen Saal mit einem Fassungsvermögen von 550 Personen und das Kaistudio 1 mit einer Kapazität von 1700 Personen.
Der große Saal ist für die Aufführung von klassischer Musik, Jazz und populärer Weltmusik konzipiert. Der kleine Saal ist auf Kammermusik ausgerichtet. Das 4 Sterne-Hotel „The Westin Hamburg“ erstreckt sich von der 9. Etage bis zur 20. Etage.
Im historischen Kaispeicher ist ein Parkhaus mit 433 Stellplätzen untergebracht. Außerdem befindet sich auf einer Höhe von 37 Metern die Plaza. Die Aussichtsplattform ist das Verbindungsstück zwischen dem historischen Kaispeicher A und dem modernen gläsernen Aufbau. Sie ist ein öffentlicher Platz und für Besucher frei zugänglich ist.
Der Hauptzugang zum Konzerthaus ist eine 80 Meter lange und 21 Meter ansteigende Rolltreppe, die auch „Tube“ genannt wird und das Erdgeschoss mit der Plaza verbindet.
Darüber hinaus sind in dem Gebäude auch 45 Eigentumswohnungen mit Kaufpreisen von bis zu 10 Millionen Euro untergebracht.
Aber auch für den klinen Hunger zwischendurch ist hier bestens gesorgt. Das Restaurant „Störtebeker“ erstreckt sich im historischen Kaispeicher A über insgesamt drei Stockwerke. Im 5. Stockwerk befindet sich außerdem eine Bar mit einer Kapazität von 220 Personen.
Weiterführende Links:
Adresse, Stadtplan Elbphilharmonie Hafencity Hamburg
Parken, Parkhaus Elbphilharmonie Hafencity Hamburg