Die südöstliche Aussenfassade der Altonaer Fischauktionshalle in Hamburg vom St. Pauli Fischmarkt aus gesehen. Im Hintergrund ist die Grosse Elbstrasse zu erkennen.
Das Gebäude steht an der Grossen Elbstrasse 9 in Altona.
Das historische Bauwerk ist eines der schönsten und besterhaltenen Beispiele von Industriearchitektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts in der Hansestadt.
Seine weithin sichtbare Kuppel aus Stahl und Glas und die Buntglasfenster über den beiden Haupteingängen sind wahre Meisterwerke des Jugendstils.
Die Geschichte der Fischauktionshalle Hamburg geht bis auf das 16. Jahrhundert zurück. Seit dieser Zeit konkurrierten die Elbmetropole und das angrenzende Altona um den Fischhandel.
Mitte des 19. Jahrhunderts verlegte die Hansestadt ihren Fischmarkt aus der Altstadt nach St. Pauli, um ihre wirtschaftliche Vormachtstellung im Fischhandel gegenüber Altona zu auszubauen.
Am 25. Mai 1888 schloss sich Hamburg ausserdem dem Deutschen Zollverein bei und gefährdete damit die wirtschaftliche Position und die regionale Eigenständigkeit Altonas im Fischhandel. Dieses war bereits am 19. Mai 1880 dem Deutschen Zollverein beigetreten.
Als Reaktion darauf liess der Magistrat von Altona an der Grenze zu St. Pauli im Jahre 1894 den Altonaer Fischereihafen anlegen und in den Jahren von 1895 bis 1896 die dazugehörige Altonaer Fischauktionshalle errichten.
Die Kosten für den Erwerb des Grundstückes und die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 3,3 Millionen Goldmark.
Mit diesem Bauprojekt verlegte Altona seinen Fischmarkt an die Stadtgrenze von Hamburg, um im Wettbewerb um den lukrativen Fischhandel mit der Elbmetropole mithalten zu können.
Die Halle wurde für die Versteigerung, den Handel und den Versand von Fischen genutzt, die hier direkt angelandet wurden. Ausserdem diente sie der Lagerung und Reparatur von Fischereigeräten und der Verteilung von Kühleis.
Ihre Architektur orientiert sich am Vorbild einer antiken römischen Markthalle. Sie wurde im Stil einer dreischiffigen Basilika errichtet.
Das Wände sind vollständig aus Backstein gemauert. Darauf ist eine gewölbte Dachkonstruktion aus Stahl und Glas aufgesetzt. Für ihre Herstellung wurde nicht rostender Stahl, sogenannter „Buddelstahl“, verwendet. Die kunstvoll ausgearbeiteten Stahlträger der Dachkonstruktion sind miteinander vernietet.
In der Mitte des Gebäudes befindet sich auf einer Höhe von 12,10 Metern eine mächtige Vierungsachse. Darauf thront eine imposante, viereckige Kuppel.
Die Vierungsgabel ist mit maritimen Dekorationen aus Bronze verziert. Die Bögen der beiden Haupteingänge sind mit grossen Buntglasfenstern im Jugendstil ausgestattet.
Im Inneren wird das Bauwerk auf der Nord- und Südseite auf einer Höhe von 4,25 Metern und 7,25 Metern von zwei durchgehenden, übereinanderliegenden Galerien flankiert.
Die Fischauktionshalle in Hamburg hat eine Länge von 103 Metern, eine Breite von 23 Metern und eine Höhe von 24 Metern. Sie erstreckt sich über eine Fläche von insgesamt 4.100 Quadratmetern und hat ein Fassungsvermögen von 4200 Personen.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden das Kulturdenkmal durch allierte Luftangriffe stark beschädigt. Nach Kriegsende wurde es nur notdürftig repariert.
Die Fischauktionen wurden in der Bauruine bis zur Mitte der 1950er Jahre weitergeführt und dann endgültig eingestellt. Seitdem stand das Gebäude leer und verfiel allmählich.
Um den drohenden Abriss des Industriedenkmals zu verhindern, wurden seit dem Jahre 1973 zahlreiche Konzepte für eine neue Nutzung des Gebäudes entwickelt.
Im Jahre 1982 entschied man sich für die Restaurierung und die Verpachtung der Halle als Veranstaltungsort an einen kommerziellen Nutzer.
Das Bauwerk wurde in den Jahren von 1982 bis 1984 grundlegend saniert und aufwendig restauriert. Der Wiederaufbau stand unter der Leitung des Hamburger Architekten Günter Talkenberg.
Dabei wurde das alte historische Erscheinungsbild der Halle wieder hergestellt. Als Grundlage dienten alte Baupläne und Schwarz-Weiss-Fotos aus Archiven.
Während der Restaurierung wurden u.a. die Dachkonstruktion, die Kuppel, die Giebel, die Buntglasfenster und die Bronzedekorationen an der Vierungsgabel vollständig erneuert.
Die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 6,5 Millionen Deutsche Mark. Im Jahre 1984 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Seitdem wird die Halle als Veranstaltungsort für feierliche Anlässe jeder Art wie Weihnachtsfeiern, Galas, Betriebsfeste, Messen, Hochzeiten, Geburtstage, Festessen oder Jubiläen genutzt.
Ausserdem ist sie jeden Sonntag während des Altonaer Fischmarktes für Besucher geöffnet.
Update vom 03.06.2017
Die Fischauktionshalle wurde im Jahre 2005 von einem neuen Pächter übernommen. Neuer Betreiber ist der Hamburger Gastronom Jens Stacklies, der das historische Bauwerk seitdem als Event Location weiterführt und somit dazu beigetragen hat, dass die altehrwürdige Tradition des Altonaer Fischmarkts bis heute fortgesetzt werden konnte.
Der Eigentümer des Gebäudes, die Stadt Hamburg, hatte bereits im Frühjahr 2004 die Vergabe eines 30-jährigen Erbbaurechts für die Halle ausgeschrieben, das ein Nutzungsrecht für 30 Jahre umfasst und jegliche bauliche Veränderung wie einen Neu- oder Umbau oder einen Abriss ausschließt. Stacklies, der u.a. auch den Gröninger Braukeller und das Restaurant Anno 1750 betreibt, hatte sich in der Ausschreibung mit seinem neuen Konzept für die Nutzung des Gebäudes erfolgreich gegen andere Mitbewerber durchgesetzt.
Neben einer Weiterführung der Halle als Event Location umfasste das neue Konzept auch eine Modernisierung der Infrastruktur des Gebäudes und die Anwerbung und Veranstaltung von neuen Events.
Unter der Leitung des neuen Pächters erfolgte in den Jahren von 2005 bis 2008 eine umfassende, originalgetreue Sanierung des historischen Bauwerks, die von dem Hamburger Architekturbüro KP Architekt Ingenieure unter strengen Auflagen des Denkmalschutzamtes umgesetzt wurde.
Während der 3-Jährigen Bauarbeiten wurde u.a. eine Instandsetzung der markanten, weithin sichtbare Kuppel in der Mitte des Gebäudes durchgeführt. Die Stahlkonstruktion hatte im Laufe der Jahre stark unter äußeren Umwelteinflüssen gelitten und war durch Feuchtigkeit erheblich beschädigt worden.
Außerdem waren die in der Kuppel eingesetzten 240 Kunststoffscheiben durch Smog aus Schiffsdiesel getrübt worden und waren mit einer dicken Schicht von Ruß aus Schiffsabgasen überzogen. Diese wurden komplett ausgetauscht, um für mehr Lichteinfall in der Halle zu sorgen und das Innere des historischen Bauwerks heller, freundlicher und einladender zu gestalten. Außerdem wurde das Dach auf der Elbseite neu gedeckt und die Halle neu gestrichen.
Die Kosten für die Grundüberholung beliefen sich auf insgesamt 250.000 Euro. Seitdem erstrahlt die Altonaer Fischauktionshalle wieder in altem Glanz.
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